Leseproben
prihodi
I
postavi si
mošt na mizo,
odloži klobuk,
s prsti mečka
dogoreli čik.
si spet prišla,
nisem te slišal.
pozno
ponoči,
hočem odreči.
zlije pomije
v čeber.
imaš že počitnice
vpraša
odide.
drug dan povem,
da ostanem
le nekaj dni.
kdo pa te čaka
v mestu?
to res ni važno,
odvrnem.
dobro, da vem,
se obrne in
cel dan molči.
Žalik pesmi, Drava/ZTT 1983
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mein verrücktes volk,
das mit seinem sterben um liebe wirbt,
das, sein tuch in den nacken gebunden,
mit bläulichen fingern die zeit anhält
um des gases und der leichen willen,
das fruchtbar ist im tröpfeln von blut und wachs
und die achse der beklemmung nie wegbewegt
vom rand der alpen.
mein volk, das kein vergessen kennt, keine freude,
die es mit heißem schwall träfe,
es wendet seinen blick nicht vom vertrauten hang,
weiß nichts anzufangen mit der achillesferse
erinnerung. asu allem wächst ihm bitterkeit,
wie ein splitter tief im fleisch
eitert der mut.
zum buche binde ich alles verbliebene, klangskizzen meiner selbst. wie sie auf liebe lauern,
wie die klagen herausgeputzt sind und wie jeder wortschwall dem irrtum verhaftet ist.
ein anderer soll diesen tod aussprechen, den ich lebe, der sich unablässig verändert im reden
der sprachartisten, aber sanft bleibt und transparent wie trübes licht. ich spüre ihn nicht
in den falten und wülsten des körpers. er lebt in den abnehmenden spuren der abwehr,
in den wasserreflexen, im abwägenden spiel mit dem zenith. wer erster, wer letzter sein wird,
ist seit langem bestimmt. doch was sagt das aus über die verdichteten stunden unter dem
einband, über das, was sich als einzige krankheit begreift und mir seinen nacken hinhält.
wenn einer sich erhängt oder sich eine kugel durch den kopf schießt, sagt man, das sei
die geschichte vom verwunschenen mond. wenn der schattenriß der erde einen betört,
sagt man, eine frau habe ihren sohn und sich selbst geschlachtet, und wenn die übergroße
hingabe in abwehr umschlägt, verliere ich den ort. ich suche keine seligkeit mehr in ihm,
wie damals, nicht die ungelenke liebe zum moder der herkunft, zum warmen dung
hat mich vertrieben, keine hergerichteten räume, billige bemerkungen.
nur der zorn, der mich erfaßt, wenn ich in schmierige äcker einsinke und innehalte
in der verwirrung des wünschens. und der blick wird zur lache weit druaßen am rand.
Bajalice, Drava/ZTT 1987.
Deutsch von Klaus D. Olof. In: Gedichte. Pesmi. Poems. Drava 1998.
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im jahr der trauer
modern die fensterrahmen
in unserer küche.
der tisch wird nicht gedeckt
und das radio hat sendeverbot.
man hört nur noch selten den
nachrichtensprcher über der tür.
wir wechseln die sprache nicht
und halten die festtage ein.
an den baumstamm gebunden
welken sonnenblumen.
die bienen schwärmen noch
seltener aus. im jahr der trauer
führt ein kühlschrankverkäufer
neue modelle vor.
den geräten im schuppen
fallen die zinken
aus den gegabelten rachen.
den männern wachsen die haare nicht nach.
wie kupferwände leuchten
die wachsblättchen vor jedem bienenstock.
tote sind rar.
jeder ist anderswo, diesseits.
man hat uns die kleider nachgeworfen,
den küchenrat, unsere knarrenden türen,
man hat die tischladen geöffnet
und ist mit lautem gezeter ans licht getreten:
hier hat doch jemand gelebt,
der im irrtum war! bergauf, bergab
wurden verwandte umarmt
und sie haben sich alle zusammengerottet
zum letzten spiel. drosselhäuptig,
windbartbedeckt, nach alter geordnet
die wiedergewonnene sippe. ach,
wie ich mit ihnen in den berg floh,
wie sich ein mann gegen den felsen
stemmte und ich daran vorbeiflog,
über kaninchen und maulwurfgräben hinweg,
in ein fremdes land, wo ich nicht blieb
und dann großmutter antraf,
mit schürze und zocklen bekleidet.
das schuhwerk darf nicht das wasser berühren,
rief sie, und, diesen fluß, siehst du,
den lassen wir zurück.
ich weiß noch, wir saßen im wald
und kauten an blättern.
du sagtest: die kriegspilze wachsen
im inneren. in gärung gebracht, schimmert
das alternde wasser unter der haut.
das ist der haß, meine liebe.
ich zog indessen würmer
aus meinem unterleib, sah
den gerechten gott ein rad schlagen
und sich die beine brechen, sah
das fluten der nacht.
mein muttermal schwoll
und schnecken krochen den baumstamm hinauf.
es könnte etwas kommen!
es könnte alles kommen!
aber du hieltest mich fest: komm,
sagtest du, komm! nichts wartet auf uns.
niemand hütet das haus.
Pesmi. Gedichte. Poems. 1990–1995
In: Gedichte. Pesmi. Poems.
Drava 1998.
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